
2023-08-29_KSTA_LB_Von den Niederlanden lernen
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- Erstellungsdatum 29. August 2023
- Zuletzt aktualisiert 29. August 2023
2023-08-29_KSTA_LB_Von den Niederlanden lernen
2023-08-29_KSTA_LB_Von den Niederlanden lernen
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Wirklich von den Bedürfnissen der Radfahrer her zu denken, hieße, ganz andere Baustellen anzugehen. Das hieße z. B., an der Alkenrather Straße die vorhandene (!) Brücke über die Autobahn radverkehrstechnisch anzubinden, um eine der aus Radfahrersicht unverschämtesten Strecken zu entschärfen. Das hieße, die zahllosen unsäglichen Ampelschaltungen zu ändern, die mich als Radfahrer zwei- bis dreimal so lange warten lassen wie mich als Autofahrer.
Das hieße, mal in den Niederlanden zu schauen, wie man Kreisverkehre baut, die auch für Radfahrer geeignet und sicher sind. Das hieße, eine eckige Brückenrampe, die sowohl Fußweg und Radweg als auch Spielfläche und Park mit hoher Aufenthaltsqualität sein soll (Campusbrücke), nicht als tolle Radverkehrsverbindung zu feiern. (Wer würde feiern, wenn man die Dhünnbrücke des Europarings im Rahmen der Sanierung zur Fußgängerzone gemacht und mit ein paar Ecken und Bänken versehen hätte?) Und vor allem hätte das geheißen, die einmalige Chance zu nutzen, auf einer Brachfläche ohne vorhandene Nutzungskonflikte (Bahnstadt West) den ersten Abschnitt der allseits geforderten Nord-Süd-Verbindung zu schaffen – und nicht nur eine Straßen-Schnellverbindung, die noch nicht einmal den üblichen Leverkusener Fuß-/Radweg hat.
Wollen wir noch Wetten abschließen, wann diese Europa-Allee für Radfahrer gesperrt wird, weil wir manchmal doch im Weg sind?
All das wäre übrigens nicht revolutionär, sondern wird anderswo längst umgesetzt und steht genauso auch im Leverkusener Mobilitätskonzept. Scheinbar wird in der Realität aber lieber nach den Lehrbüchern der 70er Jahre geplant. Konsequenterweise müssten Radfahrer demnach eigentlich die persönliche Verkehrswende vollziehen und aufs Auto umsteigen – oder wegziehen.
In Leverkusen – wie überall im Kölner Ballungsraum kann es nicht verborgen bleiben, dass immer mehr Fahrradfahrende unterwegs sind. Den jährlich propagierten Mitmach-Appell zum Stadtradeln in unserer Stadt braucht es eigentlich gar nicht mehr.
Was es aber mehr denn je braucht, ist der Wille der zuständigen Stadtoberen, die lange beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrrad-Mobilität in Leverkusen innerhalb der eigenen Verwaltung auch endlich für die Bürgerschaft sichtbar „durchzudrücken“.
Wenn es um eine reale Verkehrswende geht, ist es doch von der Sache her nur logisch, die wichtigsten Radfahrstrecken in unserer Stadt auf einen akzeptablen und verkehrssicheren Stand zu bringen und sich nicht vordergründig um weitere Stellen für Mobilitäts- und Klimamanagement Sorgen zu machen.
Weil es beim praktischen Tun auffällig nicht vorangeht, drängt sich der Verdacht auf, dass der für Straßen in unserer Stadt beauftragte Verwaltungsbereich (Bauen und Planen), sich nicht von seiner seit Jahrzehnten gepflegten Vorliebe für den Autoverkehr abbringen lassen will – zum Nachteil der anderen Verkehrsteilnehmer neben den Auto-Trassen.
Nur sehr unregelmäßige Reinigungen von häufig genutzten Fahrradrouten und ebenso wenig Sicherheit gebende Beschilderungen und Markierungen schaffen in der Öffentlichkeit schon länger den Eindruck, mit der stets propagierten Mobilitätswende in Leverkusen unerträglich auf Zeit zu spielen.

