2024-07-29_KSTA_Versiegelungen zurückbauen

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  • Erstellungsdatum 29/07/2024
  • Zuletzt aktualisiert 29/07/2024

2024-07-29_KSTA_Versiegelungen zurückbauen

2024-07-29_KSTA_Versiegelungen zurückbauen

Versiegelungen zurückbauen
Der Weiher am Lindenhof: Nach wie vor besteht bei Starkregen Gefahr. (Foto: Ralf Krieger)

Zu „Wo der Mutzbach zum Schmutzbach wird“ vom 20. Juli

Beim Artikel musste ich mal wieder an die zwei Jahre alten mehrheitlich im Stadtrat beschlossenen Anträge denken, der erste, dass Leverkusen Schwammstadt werden sollte, getoppt durch den dem zweiten, dass Leverkusen Schwamm-Modellstadt werden soll.

Gewaltige Anforderungen, die, wenn diese beschlossenen Anträge nicht Papiertiger sein sollen, immer wieder an der Realität und der Weiterentwicklung von Schwammstadtkonzepten gemessen werden müssen. Schwammstadt ist eine Stadt, welche Niederschläge nicht schnellstmöglich und dadurch leider schlechtmöglichst über die Kanäle in die Bäche und Flüsse ableitet, weil darunter die tiefer liegenden Nachbarn bei Hochwasser besonders zu leiden haben.

Möglichst viel Versickerung ins Grundwasser und Pufferspeicherung ist das Prinzip der Schwammstadt, nicht nur um Hochwasserwellen abzumildern, sondern auch beim gegenteiligen Extrem von langer Trockenperioden Wasser lokal verfügbar zu haben. Offene Wasserflächen mildern dabei zusätzlich auch durch ihre Wasserverdunstung die Hitze vor Ort ab.

Der Artikel zeigt nach dem Prinzip Hoffnung hier einige gute Entwicklungsmöglichkeiten auf, zum Beispiel durch einen neuen offenen Wasserlauf im Hindenburgpark und Staumöglichkeiten dort und der Erweiterung des Teiches am Lindenhof. Hoffentlich lässt sich auch das Problem der Schmutzwasserbelastung durch die Autobahn in Zukunft lösen.

Was aber auch gesagt werden muss: Dies sind nur „the end of the pipe“-Lösungen, da hier nur das durch Versiegelung ablaufende Oberflächenwasser in seinen Extremwirkungen abgepuffert wird. Was ich leider vermisse, sind konsequente Vermeidung oder zumindest Abmilderung der vielen zusätzlichen Versiegelungen durch aktuelle und zukünftige Bautätigkeiten und Rückbau bestehender Versiegelungen. Leider scheut hier die Stadt hier konsequente Änderungen im kommunalen Baurecht vorzunehmen, welche sowohl bei der öffentlichen, wie auch der privaten Bautätigkeiten das Schwammstadtkonzept konsequent berücksichtigen.

So ist zum Beispiel immer noch traurige Realität, dass auch bei vor kurzem fertig gestellten Bauten die bestehende Anzahl von geforderten Stellplätzen für Pkw bis zur Totalversiegelung von Vorgartenflächen führt. Maßnahmen, welche diese Versiegelungen zumindest abmildern sind leider nicht Bestandteil der kommunalen Bauordnung. Zum Beispiel die Forderung, versickerungsfähiges Pflaster zu verwenden, Ablaufmöglichkeiten in Grünbeetstreifen anzulegen, bevor das Wasser in die Kanäle kommt, Dachbegrünungen als ausgleichende Zwischenpuffer vorzusehen und auch Fassadenbegrünung anzulegen zur Minderung der Hitzerückstrahlung durch die versiegelten Flächen.

Welcher ist der bessere Arzt? Der, der durch Vorbeugung Erkrankungen des Patienten verhindert oder zumindest abmildert oder der, welcher nur die aufgetretenen Krankheiten therapiert?

Manfred Urbschat, Leverkusen