2024-08-07_KSTA_Die Versiegelung Leverkusens nimmt zu

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  • Zuletzt aktualisiert 07/08/2024

2024-08-07_KSTA_Die Versiegelung Leverkusens nimmt zu

2024-08-07_KSTA_Die Versiegelung Leverkusens nimmt zu

2024-08-07_KSTA_Kommentar_Diese Stadt braucht mehr Baumschutz

Die Versiegelung Leverkusens nimmt zu
 
 

Leverkusen - „Zu viel Grau, zu wenig Grün: Viele deutsche Städte fallen durch im ersten Hitze-Check“ überschreibt die Deutsche Umwelthilfe ihre neueste Auswertung der Daten der 190 Kommunen mit über 50 000 Einwohnern, darunter auch Leverkusen. Im bundesweiten Städtevergleich liegt Leverkusen auf Platz 53 der 190 am stärksten versiegelten und am wenigsten grünen Städte und Gemeinden Deutschlands. Köln ist etwas schlechter, kommt schon an 37. Stelle der Tabelle, die Stadt hat eine Innenstadt, in der seit 2000 Jahren gebaut wurde.

Die Berechnung des „Hitze-Check“ fußt auf zwei grundlegenden Zahlen: Der erste ist der Grad der Flächenversiegelung. In den Wert sind alle Straßen, Plätze, Gebäude und alle Grundstücksteile eingerechnet, die zugepflastert oder mit Steinen belegt sind. Dieser Wert liegt für Leverkusen bei knapp unter 50 Prozent. In das Ranking der Umwelthilfe fließt die sogenannte Grünvolumenzahl ein, ein Maß für das Vorhandensein dreidimensionaler Vegetationskörper (Bäume, Sträucher, Blühstreifen). Die Sache ist einfach: Je mehr Bäume und Sträucher, desto kühler ist es im Sommer, desto besser also.

Trend zu mehr Beton

Im bundesweiten Vergleich liegt Leverkusen im oberen Viertel, im NRW-Vergleich allerdings ziemlich weit oben in der Gruppe der Städte, die an der Hitzesituation etwas ändern sollten: auf Platz sieben von 50. Für die an sich sehr junge Stadt Leverkusen (gegründet 1930) heißt das, dass fast die halbe Stadtfläche innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit versiegelt wurde.

Die Umwelthilfe-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz wird in der Mitteilung so zitiert: „Wir fordern von der Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen.“ Und weiter heißt es: „Rollrasen kann mit altem Baumbestand nicht mithalten, deshalb ist nicht nur entscheidend, dass Versiegelung gestoppt und dort, wo es geht, zurückgebaut wird, sondern dass vor allem neben Rasenflächen auch Bäume, Büsche und Wiesen in unseren Städten zu finden sind.“ Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün sei alarmierend: „Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen.“ Selbst baumlose Grünflächen hätten einen etwa zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als baumbestandene Flächen. Die Umwelthilfe gibt 48,02 Prozent Versiegelung für Leverkusen an; das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) aus Dresden, das in seinem „IÖR-Monitor“ Katasterdaten und Satellitendaten ausgewertet, kommt auf über 49 Prozent. Diese Webseite bietet detailreiche Auswertungen: Demnach verliert Leverkusen zurzeit durch Versiegelung 100 Quadratmeter Freiraum am Tag. 2011 waren es noch 300 am Tag, der Wert ist konstant leicht gefallen zuletzt. Er könnte in der nahen Zukunft durchaus wieder steigen, zum Beispiel durch die Autobahnerweiterung, durch neue Bürobauten in der City oder wegen der neuen Feuerwache.

Ein hypothetisches Rechenspiel: Würde die Versiegelung mit 100 Quadratmetern am Tag konstant weiterlaufen, wäre Leverkusen in 963 Jahren komplett versiegelt: im Jahr 2987.

Das Streitthema Neuversiegelung flammt in Leverkusen regelmäßig auf. Etwa, wenn die Stadtverwaltung eine neue Fläche für den Siedlungsbau freigeben will, wehren sich Nachbarn und die Umweltschützer. Zurzeit wird über einen Neubau der Feuer- und Rettungswache Auf den Heunen im unberührten Landschaftsschutzgebiet debattiert oder die wiederholten Versuche der Bauverwaltung, den Höhenzug am Bohofsweg im Kaltluftentstehungsgebiet für die Stadt zu bebauen. Die Stadtverwaltung hatte ein Programm zur Entsiegelung laufen, mit schwachem Ergebnis allerdings, man fand nur zwei Parkplätze, die auch nur mit Rasengittersteinen teil-entsiegelt werden können. Ein zweiter Versuch soll ein besseres Ergebnis bringen.

https://monitor.ioer.de

Diese Stadt braucht mehr Baumschutz - Kommentar

Dass das mit der Versiegelung irgendwann aufhören muss, ist eine mathematische Tatsache. Dass wir dabei sind, eine Grenze zu erreichen, oder dass wir sie in Leverkusen schon erreicht haben, darauf weist erneut eine Studie hin, dieses Mal kommt sie von der Umwelthilfe.

Die Hälfte der Leverkusener Stadtfläche ist bereits zugepflastert und bebaut. Wer in diesem Jahrzehnt noch mit Ausreden kommt, wie: „Nur noch diese Feuerwache im Landschaftsschutzgebiet, nur noch diese eine Kita in der Frischluftschneise, nur noch den einen alten Baum weg, weil wir mehr Parkplätze nachweisen müssen“, der lebt auf Kosten zukünftiger Leverkusener Einwohner und handelt nicht wirklich rational. Viel schwerer, als sich jetzt einen Versiegelungs-Stopp zu verordnen, ist es, später Flächen zu entsiegeln, das weiß auch die Stadtverwaltung.

Es wird spürbar wärmer, und wir müssen nicht nur CO2 sparen, sondern inzwischen ist es wichtig, etwas gegen die Klimafolgen zu tun, zum Beispiel viel mehr Bäume zu pflanzen, die groß und alt werden können.

Die Zeiten, in denen große Bäume für Parkplätze geopfert werden oder wegen ihres Laubes oder wegen Verschattung gefällt werden dürfen, sollte endgültig vorbei sein. Stattdessen wäre es endlich wieder Zeit für eine scharfe Leverkusener Baumschutzsatzung.