2024-08-19_EP_Klage gegen Wellpappenfabrik
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- Erstellungsdatum 19/08/2024
- Zuletzt aktualisiert 19/08/2024
2024-08-19_EP_Klage gegen Wellpappenfabrik
Anwohner in Quettingen befürchten negative Auswirkungen des Bauprojekts.
QUETTINGEN |(kno) Lärm, Schmutz, Feinstaubbelastung und zunehmender Lkw-Verkehr: Die Liste der Beschwerden gegen den Umbau der Wellpappenfabrik Gierlichs in Quettingen wird immer länger. Nicht zuletzt, weil die Maurinusstraße offizieller Weg zu Kitas und Schulen ist. Auch der unangekündigte Wegfall von Parkplätzen sorgt beim Inhaber einer Praxis für Physiotherapie für große Empörung. Der Streit um den geplanten Ausbau hat somit eine neue Eskalationsstufe erreicht. „Es ist eine Katastrophe für uns“, stimmen Anwohner und Wohnungseigentümer überein und zeigen sich extrem besorgt über mögliche Auswirkungen des Bauprojekts auf ihre Lebensqualität und den Wert ihrer Immobilien. Eine Frau beschreibt die Vorgehensweise des Fabrikbesitzers mit den Worten: „Alles, was Herr Gierlichs macht, ist menschenverachtend.“
Der Unmut bei Betroffenen wächst, denn sie fühlen sich von den Verantwortlichen im Stich gelassen. Die Bürgerinitiative „Bürger für ein l(i)ebenswertes Quettingen“ hat sich zum Widerstand formiert. Und nun mit Unterstützung eines Umweltverbandes und anwaltlicher Beratung mittlerweile Klage gegen den Bebauungsplan und die Baugenehmigung eingereicht. Die Kläger argumentieren, dass die Stadt berechtigte Interessen der Gegner und Umweltbelange bei der Genehmigung des Bauvorhabens nicht ausreichend berücksichtigt habe. „Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden, die durch den Ausbau entstehen, sind nicht länger hinnehmbar“, verdeutlicht ein Sprecher der Initiative.
Der Streit um die Zukunft der über 100 Jahre alten Wellpappenfabrik Gierlichs spaltet das Viertel nicht erst seit gestern. Den Plan zur Erweiterung hatte Gierlichs 2019 eingereicht. Trotz vieler Proteste im Vorfeld hatte der Rat der Stadt Leverkusen dazu vor zwei Jahren grünes Licht gegeben.
Das Problem, erläuterten die Protestierenden, stelle sich ihrer Meinung nach so dar: Sobald der Bebauungsplan genehmigt sei, seien alle künftigen Erweiterungen eingeschlossen. „Dann könnte Gierlichs in den nächsten 20 Jahren machen, was er will“, lautet die Befürchtung. Die Klage soll aber genau das verhindern. Aktuell ist der B-Plan noch nicht rechtskräftig. Überdies habe man keine Möglichkeit zum Widerspruch im Rahmen einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung erhalten.
Abgesehen davon stimmen die Gegenspieler darin überein, dass eine solche Firma in ein Industriegebiet gehört. Während die Politik die Modernisierung also als notwendige Maßnahme sieht, um die wirtschaftliche Attraktivität der Region zu steigern und Arbeitsplätze zu sichern, befürchten Anwohner irreversible Schäden. „Wir lassen uns nicht einfach überfahren“, lautet ihr Signal an Stadt und Firmenleitung. Ob der Streit vor Gericht entschieden wird, bleibt abzuwarten.