2024-10-31_KSTA_Leverkusen_ Händler kämpfen um verkaufsoffene Sonntage
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- Zuletzt aktualisiert 01/11/2024
2024-10-31_KSTA_Leverkusen_ Händler kämpfen um verkaufsoffene Sonntage
2024-10-31_KSTA_Leverkusen_ Händler kämpfen um verkaufsoffene Sonntage _ Kölner Stadt-Anzeiger
Unterschriften und AnträgeHändler kämpfen um verkaufsoffene Sonntage in Leverkusen
Von
Stefanie SchmidtWelche Auswirkungen das Verbot der verkaufsoffenen Sonntage auch auf das gesellschaftliche Leben haben könnte, stellen Betroffene dar.
„Wir haben nächstes Wochenende verkaufsoffen, dafür sind bis auf einen Termin für Brautkleidanproben alle bereits ausgebucht“, sagt Lavore. An diesem Tag kämen ihre Kunden zum Teil aus Duisburg oder Frankfurt nach Leverkusen. Das bedeutet für sie: Neun Bräute, neun potenzielle Kleidverkäufe. „Und an diesem Tag wollen die Leute kaufen, sie sind entspannt, sie haben Zeit, sie kommen teilweise von weit her.“ Sollten die vier für 2025 geplanten verkaufsoffenen Sonntage in Wiesdorf ausfallen, wie es der Stadtrat mit knapper Mehrheit beschlossen hat, wäre das für sie eine wirtschaftliche Katastrophe. „Ich bin nicht bereit, das hinzunehmen, ich möchte dagegen kämpfen“, sagt Lavore.
Händler bleiben aus
Dazu sind auch die Werbe- und Fördergemeinschaften wild entschlossen. Vertreter der Bündnisse in Opladen, Wiesdorf und Schlebusch haben jeweils als Privatpersonen Bürgeranträge dazu eingereicht, die am 14. November (17 Uhr, Ratssaal) im Ausschuss für Bürgereingaben und Umwelt auf die Tagesordnung kommen. Parallel dazu bereiten CDU und FDP einen gemeinsamen Antrag vor. „Nicht, um mit den Werbegemeinschaften in Konkurrenz zu treten, sondern als Absicherung, dass das Thema auf jeden Fall noch einmal in den Stadtrat kommt“, erklärt Valeska Hansen (FDP). Bürgeranträge können im Gegensatz zu politischen Anträgen im Fachausschuss auch abschließend abgelehnt werden. Der Stadtrat würde sich dann am 16. Dezember noch einmal mit der Thematik beschäftigen müssen.
„Es wird immer schwieriger, überhaupt Händler für Märkte zu finden“, klagt Regine Hall-Papachristopoulos von der Aktionsgemeinschaft Opladen. „Die kommen nur, wenn die Veranstaltung belebt ist. Und die Fußgängerzone ist voll, wenn die Geschäfte offen sind.“ Das sei ein Gesamtpaket. „Wir sind relativ sicher, dass wir ohne den Sonntag keine Händler mehr finden werden.“ Und wer einmal weg ist, kommt auch so schnell nicht wieder.
Martinszug und Weihnachtsbeleuchtung
Das wiederum habe Auswirkungen, die der Bevölkerung so vielleicht nicht klar seien, erklärt Philipp Müller für die Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch am Beispiel des größten Leverkusener Martinszuges: „Der Schlebuscher Martinszug kostet uns einen fünfstelligen Betrag.“ Großes Feuer, St. Martin auf dem Pferd, gratis Weckmänner für jedes Kind, Sicherheitskonzept – das alles sei nicht von der Stadt organisiert und finanziert, sondern von Ehrenamtlern in der WFG und den Beiträgen der Mitglieder, also der Händler. Gleiches gilt für die Weihnachtsbeleuchtung in der Fußgängerzone. Fallen verkaufsoffene Sonntage weg, stehen die zugehörigen Feste auf der Kippe, der Handel leidet ebenso wie die Bereitschaft, sich zu engagieren. „Dann wird es ganz schön langweilig in Schlebusch“, sagt Müller.
Frank Schönberger ärgert sich als Vorsitzender der Wiesdorfer Werbegemeinschaft City vor allem darüber, dass der Stadtrat gegen das Votum aller vorberatenden Gremien entschieden hat. „In den Fachausschüssen, die fachlich näher dran sind und in den Bezirksvertretungen, die näher am Bürger sind, wurde die Vorlage nirgends abgelehnt“, klagt Schönberger. So könne man sich nicht über Interessen von Bürger und Wirtschaft hinwegsetzen.
Mitarbeitende starten Unterschriftenaktion
Das Hauptargument der Gegner – der Schutz der Angestellten vor Überlastung und Ausbeutung – entkräfteten die Schlebuscher Händler mit einer Unterschriftenliste: „Wir haben 41 Unterschriften von Mitarbeitenden in Schlebuscher Geschäften, die ausdrücklich gerne an den verkaufsoffenen Sonntagen arbeiten wollen“, sagt Michael Rheindorf. „Das ist Vollbeschäftigung.“
Eine davon ist Christel Hofer, langjährige Verkäuferin im Bekleidungsgeschäft „Quo Vadis“. „Unser Chef fragt, wer arbeiten will und muss dann immer würfeln, wer darf“, erzählt Hofer. So ein Sonntag sei für sie ein toller Arbeitstag. „Man muss keine Pakete auspacken, kann sich mit den Menschen beschäftigen, alle haben gute Laune und dazu gibt es extra Gehalt und gerne auch mal ein Gläschen Sekt.“ Ein guter Tag für das Geschäft und das Team.
Das bestätigt auch Susanna Lavore, bei der sich die Mitarbeitenden ebenfalls um Sonntagsdienste mit entsprechendem Lohn- und Freizeitausgleich streiten: „Ich habe eine 70-Jährige im Team. Die ist unter der Woche für die Enkel zuständig, aber am Wochenende verkauft sie bei mir leidenschaftlich gerne Brautkleider.“ Auch in der Arbeitswelt sei eben nicht alles schwarz oder weiß.