2024-12-07_KSTA_LB_Personalmangel endlich beheben

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  • Zuletzt aktualisiert 07/12/2024

2024-12-07_KSTA_LB_Personalmangel endlich beheben

 
LESERFORUM
Personalmangel endlich beheben
Ein Textilbanner vor einer Aachener Kita weist auf die schwierige Personalsituation vieler Kindertagesstätten und Kindergärten hin. Foto: Imago

Wir waren in NRW in den 1970er Jahren sehr stolz, dass wir ein Kindergartengesetz hatten, als erstes Bundesland mit festgelegten Bildungs- und Qualitätsstandards. Heute heißt es Kinderbildungsgesetz – ehrlicherweise sollten wir es Kinderverwahrgesetz nennen. Wir wissen, dass wesentliche Entwicklungsschritte bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr passieren und sich auch manifestieren. Sechs Wochen ohne adäquate fachliche Begleitung in Kitas sind eine immens lange Zeit. Die Personalausstattung wird seit den 1970er Jahren sowohl in Quantität als auch Qualität stetig reduziert. So mit der Zukunft unseres Landes umzugehen ist einfach grob fahrlässig, und wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn niemand den Beruf Erzieher ergreifen will. So können die Entwicklungs- und Bildungsbedarfe von Kindern nicht erfüllt werden und die Bildungsansprüche von ausgebildetem pädagogischen Fachpersonal auch nicht! Die gesetzlich festgelegten übrigens ebenfalls nicht, dies beweisen die vielfältigen Schwierigkeiten von Kindern in der Grundschule. Ein Skandal ist, dass die Träger und Kommunen mitmachen. Offensichtlich geht es nicht um die Kinder und die Mitarbeiter bei dieser Haltung. Ich bin fassungslos über soviel Ignoranz gegenüber den wichtigsten und wehrlosesten Menschen in unserer Gesellschaft und einem Bildungsbereich, der die Grundlagen für die weiteren Jahre legt!

1802 wurde in Detmold die erste „Aufbewahrungs-Anstalt für kleine Kinder“ gegründet. Dort konnten ärmere Kinder spielen und den Tag verbringen, derweil ihre Mütter arbeiten gingen. Heute steht der Bildungsgedanke im Vordergrund. Dafür braucht es qualifizierte Fach- und Ergänzungskräfte, also Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen, gerne auch die männliche Variante. Die Sorge vieler Eltern ist, dass der Trend zur Bewahranstalt geht und sie sind deshalb als Initiativen „entsetzt“ über die geplanten Lockerungen bei der Qualifikation und beim Personalschlüssel in Kindergärten durch NRW-Familienministerin Josefine Paul. Aber wo ist derzeit die Alternative? Darüber lese ich von den Eltern nichts. Sollen die Kitas bei Personalmangel schließen – zum Leidwesen der Kinder und deren Eltern? Die Personalsituation wird sich in absehbarer Zeit leider nicht ändern. Mangelnde gesellschaftliche Anerkennung des Fachpersonals und die vergleichsweise bescheidene Bezahlung für diesen anstrengenden, verantwortungsvollen Beruf sind nicht gerade berufsfördernd. Ein aktuelles Beispiel aus Bergisch Gladbach weist auf das Problem drastisch hin: Die im August dieses Jahres fertiggestellte wunderschöne Kita für 90 Kinder hat zunächst nur 16 Kinder aufnehmen können. Der Grund ist Personalmangel. Dass die Familienministerin sich für mehr Verlässlichkeit in Notsituationen einsetzt, ist begrüßenswert. Ich war 20 Jahre Jugendamtsleiter. In den 1980er und 90er Jahren hatten wir auch schon Personalprobleme. Insbesondere Elternvereine versuchten mithilfe des Jugendamtes den strengen Personalschlüssel des Landes NRW zu umgehen und setzten nach hartem Ringen mit dem Landesjugendamt Ergänzungskräfte ein. In einer Kita waren das etwa zwei Künstlerinnen, eine für den Bereich Musik, Spiel, Tanz und eine für kreatives Malen und Werken. Diese beiden Kräfte waren eine Bereicherung für das ganze Team, geliebt von Kindern und Eltern. Die jetzt kontrovers stattfindende Diskussion für mehr Flexibilität für Kitas in Notsituationen mit Hilfestellung durch die Familienministerin hätte ich mir schon vor 30 Jahren gewünscht. Aus der Erfahrung weiß ich, dass die Kitas sehr sorgfältig das Kindeswohl und die Bildung der Kinder im Auge haben und sich deshalb ein starkes Kollegium wünschen.