Bauen - Wohnen,  Stadtplanung in Leverkusen

Kostbarer Mutterboden auf knappem Bauland

Planungsstop für Öko-Siedlung in Leverkussen

Der Lössboden ist unwiederbringlich degradiert, wenn der
Nutzungsdruck in Leverkusen anhält. Die Neubildung von Löss kann nur
unter eiszeitlichen Bedingungen stattfinden. Und (Para-) Braunerden
sind hier ja eine Folgeboden, der aus dem Ausgangsgestein Löss
(bodenkundlich ist Löss begrifflich ein Ausgangsgestein!) sich
entwickelt.
Bodenneubildungsprozesse dauern im Rheinland unter derzeitigen
Klimabedingungen Jh. bis Jahrtausende. Alle Studien weisen eindeutig
nach, dass Netto durch konventionelle landwirtschafliche Nutzung die
Verlustraten (Abtragung) deulich höher sind.

Daher muß dem Schutz der Ressource Boden nicht nur vor Überbauung,
Kontamination mit persistenten Schadstoffen, Degradation auch wegen
des C-Senken-Effekts und der biologischen Vielfalt erheblich mehr
Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Es ist Aufgabe von zukunftsfähiger Politik, die erforderlichen
Transformationsprozesse zügig auf die Schiene zu setzten!

©-Text: Frank Pathe

 

Parabraunerde: „Nicht selten, aber wertvoll“. Laut Fachverwaltung ist die Bodenqualität aber nur eines der Planungskriterien. Dies gilt auch für das mit einem Planungsstop belegte Ökosiedlungs-Projekt am Bohofsweg.

Sie ist „nicht selten, aber wertvoll“ – zu dieser fachlichen Einschätzung kommt die Stadtverwaltung auf Anfrage der CDU. Es geht um die Parabraunerde. Beim Planungsstopp der Stadt für die am Bohofsweg vorgesehene Öko-Siedlung mit 24 Wohnhäusern und einem achtgruppigen Kindergarten wurde sie als einer von mehreren Gründen genannt, warum das dortige Areal nicht bebaut werden soll. Auch in der Diskussion um die von Open Grid geplanten Gasleitung von Voigstlach nach Paffrath spielt Parabraunerde als schützenswerte Bodenart eine Rolle. Bei im Umweltrecht nicht sattelfesten Politikern und Beobachtern hat sie zu Irritationen geführt. Nun äußert sich die Fachverwaltung zu dem Thema.

Die Behörde macht deutlich, dass der Schutzwert des Bodens keineswegs eine übergeordnete Stellung bei der Bewertung von Bauplanungsprojekten habe. „Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen“, wird das Baugesetzbuch zitiert. Weiter schreibt die Fachverwaltung: „Das Schutzgut Boden stellt neben vielen anderen einen Belang dar. Diesen gilt es im Verhältnis zu den anderen Belangen (wie z. B. den Wohnbedarf der Bevölkerung) zu bewerten.“ Alle relevanten Belange würden in Bauplanverfahren von der Verwaltung den Ratsgremien vorgelegt als Grundlage für eine politische Entscheidung.

Der Bodentyp Parabraunerde sei im Stadtgebiet weit verbreitet, heißt es in der Antwort auf die CDU-Anfrage weiter. Er tritt bevorzugt im Osten und Norden des Stadtgebietes auf, lässt sich aber in kleineren, nicht zusammenhängenden Flächen auch im übrigen Stadtgebiet nachweisen. Auf Bodenkarten abgebildet ist die Parabraunerde in den Stadtgebieten Leimbacher Berg, Schöne Aussicht, Mathildenhof, Fettehenne, Engstenberg, Uppersberg, Romberg, Schnorrenberg, Steinbüchel, Lützenkirchen, Atzlenbach, Bergisch Neukirchen, Hitdorf und Rheindorf.

„In der Regel handelt es sich bei Parabraunerde um Böden mit sehr hoher Funktionserfüllung als Regelungs- und Pufferfunktion mit einer hohen bis sehr hohen natürlichen Bodenfruchtbarkeit. Parabraunerde stellt – wie die Braunerde auch – einen besonders wichtigen Baustein des Naturhaushaltes dar.“

Im Kernbereich des Stadtgebietes Leverkusen, aber auch im Westen und Süden überwiegt der Bodentyp Braunerde. „Die Braunerde wird in der Regel ebenfalls häufig als hoch schutzwürdiger Boden aufgrund seiner hohen bis sehr hohen Wasserspeicherkapazität im 2-Meter-Raum mit hoher Funktionserfüllung in Bezug auf Regulations- und Kühlungsfunktionen eingestuft.“

Beiden Böden sei gemeinsam, dass sie „einen wichtigen Beitrag zum Naturhaushalt leisten“. Sie speichern Wasser und geben es langsam wieder ab. Dadurch würden in langen Trockenperioden die Pflanzen sowie Feldfrüchte mit ausreichend Wasser versorgt und bei hohen Temperaturen durch Verdunstung Mensch und Tier Abkühlung verschafft. „Schadstoffe werden im Boden zurückgehalten“ – dies schütze somit das Grundwasser.

 

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