Bürokratie, Baurecht und Vorbehalte: Kein Platz für Tiny Houses | Die Story | Kontrovers | BR24

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  • Erstellungsdatum 11/04/2023
  • Zuletzt aktualisiert 11/04/2023

Bürokratie, Baurecht und Vorbehalte: Kein Platz für Tiny Houses | Die Story | Kontrovers | BR24

Er könnte so schön sein, der kleine Wohntraum: Platzwunder und Flexibilität, bezahlbar und auch noch umweltfreundlich. Doch dieser Traum kann auch schnell zum Albtraum werden: Bürokratische und rechtliche Hürden, Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche, unterschätzte Kosten. Und dann sind Tiny Houses nicht überall gern gesehen: Während einige wenige Gemeinden den Trend unterstützen, versuchen andere mit allen Mitteln solche Siedlungen zu verhindern. Wie viel Potential steckt hinter dem Trend wirklich und lohnt es sich dafür all die Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen?

Autorin: Caroline Hofmann Wohnung, Villa, Bungalow, Reihenhaus oder Doppelhaushälfte – die Vielfalt von Wohnraum ist in Deutschland groß, doch mit neuen Gebäudeformen tun sich Behörden und Gemeinden vielerorts bislang schwer, unter anderen mit sogenannten Tiny Houses. Eine Definition sucht man sowohl im Duden als auch im deutschen Baurecht vergeblich und auch die Größe ist nicht definiert. Meist spricht man bei bis zu 50 Quadratmetern von einem Tiny House. Wenn die Häuser auf einem Fahrgestell montiert sind, umfasst die Fläche aber oft nur etwa 25 Quadratmeter.

Altersvorsorge auf vier Rädern Wer in einem Tiny House dauerhaft leben möchte, muss sich darauf gefasst machen, dass die Stellplatzsuche nicht einfach wird oder im extremsten Fall sogar scheitern kann, wie bei Thorsten Thane aus Wolfratshausen. Monatelang hat er an seinem Haus auf Rädern getüftelt und gebastelt. Das Tiny House war sein Lebenstraum und gleichzeitig seine Altersvorsorge: „Ich bin schon lange selbstständig und war lange im Ausland, aber wenn ich sehe, was auf meinem Rentenbescheid steht, war für mich ganz klar: Davon werde ich nicht leben können.“

Komplexe Grundstückssuche

Thorsten Thanes Idee: ein Tiny-House-Dorf in der Region Wolfratshausen. Diesen Plan präsentierte er vor einigen Jahren den Kommunalpolitikern und stößt auf große Vorbehalte. Er und seine Mitstreiter gründeten daraufhin den Verein „einfach-gemeinsam-leben“ und begaben sich auf die Suche nach einem Pachtgrundstück, wo sie ihre Tiny Houses abstellen können. Die Anforderungen an ein solches Grundstück sind hoch, denn sobald ein Tiny House dauerhaft bewohnt wird, gilt es als Immobilie mit den gleichen Anforderungen wie an ein Einfamilienhaus und benötigt u.a. Anschluss an Straße, Wasser, Kanal und vieles mehr.

Ende des Tiny-House-Traums

Trotz intensiver Suche fand sich in den vergangenen Jahren in und um Wolfratshausen kein geeigneter Eigentümer, der bereit war seinen Grund zur Verfügung zu stellen. Thorsten Thane vermutet, dass die potentiellen Verpächter den Unmut in der Gemeinde zu sehr fürchteten. Die Stadt Wolfratshausen und ihr Bürgermeister Klaus Heilinglechner können das nicht nachvollziehen. Sie stünden Tiny Houses grundsätzlich positiv gegenüber. Nach mehreren Jahren ohne Aussicht auf einen Stellplatz gab Thorsten Thane nun auf und verkaufte sein Tiny House .

Stellplatz gesucht und gefunden

In anderen bayerischen Gemeinden hatten Tiny-House-Besitzer mehr Erfolg: Vroni und Thomas Börnicke haben ihren 25-Quadratmeter-Traum in Hallstadt bei Bamberg abgestellt. Sie schätzen die verhältnismäßig niedrigen Pacht- und Anschaffungskosten im Vergleich zu einer konventionellen Immobilie, sowie die Flexibilität, die ihnen ihr kleines Haus bietet. Denn im besten Fall können sie es einfach mitnehmen.

Chance für junge Menschen

Thomas Söder, der Bürgermeister von Hallstadt, hat die Börnickes bei ihren Tiny House Plänen unterstützt. Aus seiner Sicht bietet diese Wohnform nämlich neue Chancen für die Kleinstadt: „Der Wohnraum ist sehr, sehr knapp, weil wir einen großen Zuzug haben. Die Baukosten sind gewaltig gestiegen. Die Grundstückspreise sind enorm gestiegen und wir möchten schon, dass junge Menschen in unserem Ort auch eine Zukunft haben.“

Mehr Tiny-House-Projekte in Bayern

Vroni und Jonas Börnicke ist klar, dass sie auf die Unterstützung der Stadt angewiesen waren: „Die Gemeinde muss definitiv offen sein und wenn sie das nicht ist, kann man immer einen Grund finden, der einem das nicht erlaubt.“ Immer mehr bayerische Gemeinden sehen allerdings eine Chance in der kleinen Wohnform, und so entstehen derzeit diverse Tiny-House-Projekte im ganzen Freistaat. "Die Story" - unser wöchentliches Doku- und Reportageformat aus der Kontrovers-Redaktion des Bayerischen Rundfunks.

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