Umstrittene Gas-Pipeline – Immer mehr Äcker und Weiden werden zu Rohr-Lagerplätzen
Leverkusen –
Dass die Verlegung einer 60 Zentimeter dicken Gas-Hochdruckleitung nicht unsichtbar in der Stadt und der Region bleiben würde, war klar. Schon in den kommenden Tagen werden Baumfäller in Reusrath-Mehlbruch beginnen, eine Schneise durch den Wald zu schlagen. Ab Mitte Oktober wird in Leichlingen-Balken geholzt.
In diesen Tagen lässt die Gas-Gesellschaft an sieben Orten in Leverkusen, Leichlingen und Langenfeld so genannte Rohrlagerplätze einrichten. Zusätzlich zu dem zur Zeit stillgelegten Bauplatz in Burscheid Dürscheid (wir berichteten) lässt Open Grid Europe (OGE) auf insgesamt knapp 20 000 Quadratmetern Äckern und Weiden den Mutterboden abschälen, ein Vlies auflegen, das mit einer dicken Schicht verdichtetem Schotter befestigt wird.
Umstrittene Lagerplätze
Bereits fertig wirkt eine große Fläche in Hitdorf-Voigtslach, dem Platz, an dem mit dem Gasleitungsbau begonnen werden soll. Dort steht sogar schon ein Bauzaun. Aktuell wird auf einer Wiese am Ropenstaller Weg in Steinbüchel nahe der Kirche in Neuboddenberg gearbeitet. Dazu erreichte uns ein Brief eines Nachbarn des Lagerplatzes. Peter Willi Cramer stellt eine Frage, die wahrscheinlich vielen auf der Seele liegt: „Weshalb wird für Lagerplätze so wertvolles Ackerland missbraucht?“ Er fragt, welche maßgeblichen Stellen das akzeptiert hätten. Die Antwort: 2013 gab es die Genehmigungen, einen Planfeststellungsbeschluss. Offenbar war das Verfahren juristisch korrekt, obwohl es keine öffentliche Versammlung in Leverkusen gegeben hat, bei dem es sicher Einsprüche gehagelt hätte.
Ein großer Platz an der Odenthaler Straße gegenüber Hummelsheim wird ebenso vorbereitet wie einer an der Sandstraße in Leichlingen direkt neben dem Bahnübergang. Weitere werden in Bergisch Neukirchen direkt an der Kreuzung Neuenkamp/Burscheider Straße und einer in Reusrath am Widdauer See gebaut. Alle Plätze seien Teil des Planfeststellungsbeschlusses für die Pipeline, somit genehmigt, sagte Vanessa Nolte von der Bezirksregierung Köln.
Anders verhielt es sich mit dem großen Bauplatz in Burscheid Dürscheid. Da war gar nichts genehmigt.
Das Recyclingmaterial, das Open Grid auf der Wiese am Dürscheider Ortseingang breitflächig bereits verteilt hat, wird derzeit geprüft. Davon, ob das Kunststoffmaterial wasserverträglich sei, hänge ab, ob nachträglich eine Baugenehmigung erteilt werden kann, wie Kreissprecher Alexander Schiele erklärte. „Wir schauen, ob das überhaupt möglich ist.“
Behörde prüft
Der Kreis war über die Anmietung der privaten Wiese und das von Open Grid geplante Zwischenlager für alte Gasleitungsrohre nicht informiert worden. Die halbfertige Baustelle im Dürscheider Landschaftsschutzgebiet wurde inzwischen stillgelegt. Seither prüft die Kreisbehörde. Ein wichtiges Thema ist der Schutz des Wassers, nebenan fließt der Wiembach, das ganze Bachgebiet ist Biotop.
Da die Rohre am Platz auch zerschnitten und für den Weitertransport gebündelt werden sollen, ist laut Open Grid geplant, dort, wo geschnitten wird, zu betonieren.